Dienstag, 13. September 2011

Martins Kursker Tagebuch

Das ist Martin. Martin war Zivi im JUKI- Büro. Einige von euch kennen ihn vom Telefon oder haben über ihn die Buttonmaschine ausgeliehen, andere kennen ihn nur indirekt: Martins Arbeit steckt in deinen DIKO- Unterlagen (die er kopiert hat), in diversen Ideen, Plakaten, Lichtblick- Versänden und, und, und.


Zur Zeit ist Martin studienbedingt in KURSK (nachdem er schon Omsk eine Besuch abgestattet hat) und stellt uns seine Eindrücke von dort für den Blog zur Verfügung. Vielen Dank an Martin und euch viel Spaß beim Lesen!




Dienstag, der 06. September:


Heute um 9:00 Uhr haben wir unser erstes Frühstück in Kursk bekommen: Rührei mit Käsebrot und schwarzem Tee. Obwohl sonst kein großer Fan von frühen Mahlzeiten, hat mir das Essen sehr zugesagt, vermutlich auch wegen des süßen Beigeschmacks des Bedientwerdens...An das Frühstück schloss sich die erste Unterrichtseinheit an. Österreicher und Deutsche werden vormittags getrennt von einander unterrichtet, was auch gut so ist, weil ich meiner Ansicht nach über den Punkt hinaus bin den Präpositiv drei Stunden lang durchzukauen. Unser Unterricht ist wie folgt gegliedert: In der ersten Stunde geht es um freies Sprechen, Text und Leseverständnis und Lexik. Die zweite Stunde steht ganz im Zeichen der Grammatik (heute: Verbalaspekte, ein Thema, das man in den ersten Studienjahren nicht genügend vertiefen kann!). Nach Ende der zweiten Stunde wird zum Mittagstisch gerufen. Heute auf der Tageskarte: Suppe, irgendwas recht Leckeres (gebackene Teigtaschen mit Zwiebel-Pilz-Füllung) mit Tomaten und saurer Sahne und zum Nachtisch Nektarine.Wohlgenährt ging es in die Nachmittagsstunde, in der alle zusammen unterrichtet werden. Thema der dritten Stunde ist Kultur- und Landeskunde; speziell heute ging es um das Anreden und Verhalten gegenüber Mitmenschen verschiedener Sozial- und Altersschichten und typisch russisches Verhalten in der Öffentlichkeit. Demnach darf man nämlich, sollte man kurz nach Beginn der Öffnungszeiten in einen Laden gehen und die Verkäuferin oder Kassiererin sich mit Kosmetika beschäftigend vorfinden, nicht denken, dass man gerade mit Missachtung gestraft wird, im Gegenteil: hier erfährt man Kultur! Während es in Deutschland ein lupenreiner Kündigungsgrund für eine Angestellte wäre, die sich währende der Arbeitszeit schminkt, sieht man hier großzügig über diese Kleinigkeit hinweg, weil es eben so ist, wie es ist. Ich selbst habe das noch nicht erlebt, allderdings etwas vergleichbares, wenn auch ungleich cooler: eine junge Kassiererin in Omsk, die "Krieg und Frieden" las, weil sie überhaupt nichts zu tun hatte.Nach dieser Stunde, die ebenso infomativ wie belustigend war, war eine Exkursion in Form einer kleinen, privaten Stadtrundfahrt vorgesehen, die mir persönlich sehr gut gefallen hat. Neben der Hauptkathedrale, dem "Landtag" und dem Roten Platz (ja, auch in Kursk gibt es einen) haben wir den Triumphbogen (ja, auch in Kursk gibt es einen) besichtigt, auf dem der Schwerpunkt der Exkursion lag, da wir für alles nur 90 min Zeit hatten und daher einen eher groben als detaillierten Überblick über die Stadt bekamen. Die Stadt Kursk wurde etwa um 980 n.Chr. gegründet und ist somit eine der ältesten Städte Russlands, älter sogar als Moskau! Auf der Karte findet man das mit einer Einwohnerzahl von etwa 500.000 eher kleine Kursk etwas weniger als 550 km südlich der russischen Hauptstadt. Wenn ein Kursker allerdings beschreibt, wo er herkommt, sagt er: "Aus Kursk, in der Nähe von Moskau...". Das Gefühl für Entfernung scheint also eher ein Ding der Verhältnismäßigkeit zu sein.Wie jede vernünftige Stadt dieses Landes begann hier alles mit dem Bau einer Festung in Flussnähe. Bereits im Mittelalter gewann Kursk für Kultur und Handel zunehmend an Bedeutung und wurde 1934 zur Landeshauptstadt des K u rskaja O blast (Bundesland Kursk) erklärt.Im Zuge des zweiten Weltkrieges wurde die Stadt nahezu vollständig zerstört: hier wütete die rot-braune Front in Gestalt der größten und bisher unübertroffenen Material- und Panzerschlacht am verherendesten: mehr als dreißig Jahre nach Kriegsende wuchs in der Steppe westlich von Kursk noch immer kein Grün. Asche, Metall und Verwüstung war alles, was die Bestie namens Weltkrieg über jahrzehnte hinweg hinterließ (eine weitere Exkursion zum Ort des Geschehens ist für kommenden Dienstag geplant). Dieser Umstand erklärt, warum das älteste Gebäude der Stadt gerade mal knapp 150 Jahre alt ist.Sowjetische Spuren lassen sich natürlich an jeder Straßenecke finden, besonders aber auf dem Roten Platz, der bis in heute von einem übergroßen Lenin bewacht wird, und an dem dahinter befindlichen Landtag, über dessen Eingang Hammer und Sichel unter einem vergoldeten Arbeiterstern in der Abendsonne glitzern und die Großbuchstaben ДОМ СОВЕТОВ ("dom sowjetov" zu dt. etwa: "Rathaus") prangen.Doch weiter zum Höhepunkt der Exkursion: Der Triumphbogen war schon zur Zarenzeit das nördliche Stadttor, das jeder passieren musste, um nach Moskau zu gelangen oder von dort zu kommen. Heute dient er nurnoch als Denkmal und Kulisse für Spaziergänge, denn die Straßen von und nach Kursk verlaufen zu beiden Seiten des Triumphbogens. Vor dem Bogen, also genau genommen noch außerhalb der Stadt, steht sehr würdevoll ein Standbild des Marschalls Schukov, der ab '43 den Gegenschlag nach Westen führte und den Oberbefehl über die gesamte sowjetische Westfront innehatte.Im Anschluss an den Tiumphbogen besuchten wir noch die Kirche der katholischen Gemeinde hier in Kursk, die ein Partnergemeinde in Speyer hat. Der Priester spricht nur englisch und russisch, war aber wohl die letzten Jahre in einer Gemeinde in Speyer tätig. Er lud uns ein, den wöchentlichen Gottesdienst mit ihm am Sonntag (um 11 Uhr auf russisch, 13 Uhr auf englisch) zu feiern. Ein Angebot und eine Erfahrung, auf die ich nur ungern verzichten möchte!Weiteres darüber werde ich wohl erst am Sonntag berichten können. Die nächte Mail kommt aber bestimmt schon früher...Mit herzlichen Grüßen aus Kursk, Euer Martin


Mittwoch, 07. September:


Dieser Tag ist der Geburtstag meiner Kommilitonin Julia. Meiner ausgeprägten Begabung, jedes mögliche und unmögliche Fettnäpfchen zu finden, habe ich es zu verdanken, dass ich ihr erst dann gratuliert habe, nachdem ich mich bereits zwanzig Minunten mit ihr unterhalten hatte und ihr bereits drei andere Kommilitoninen (während unserere Unterhaltung) ihre Glückwünsche ausrichteten, sodass ich Julia als letzter im Bunde gratulierte und mich entsprechend denkbar schlecht damit fühlte. Der Tag fängt ja gut an!Von Seiten der Universität, oder näher gesagt des Unterrichts, gibt es wenig Neues zu berichten. Noch immer winden wir uns durch die Verbalaspekte (allerdings mit zunehmendem Erfolg!), reden über Kultur, Land und Leute und vergleichen deutsche mit russischen Schul- und Ausbildungssystemen.Zum Frühstück haben wir für Julia eine kleine Torte gekauft, um ihren besonderen Tag etwas würdiger zu gestalten. Es blieb noch einiges davon für den Mittag über, nur Schade, dass für unsere Mittagspause (Vorspeise, Suppe, Hauptmahlzeit, Nachtisch und in diesem Fall auch Kuchen) lediglich eine halbe Stunde im Tagesablauf vorgesehen ist, weswegen die Torte nicht unbedingt aus Genuss, sondern eher aus dem Streben heraus, die sie nicht noch einmal mitnehmen zu müssen, gegessen wurde... Dennoch hat Julia sich riesig gefreut, und das ist es doch letztlich, worauf es an jemandes Geburtstag ankommt!Nach unserer Nachmittagsstunde hatte ich es eilig wieder ins Wohnheim zu gelangen und Aufgaben bzw. Übungen zu erledigen, denn das Programm für den Abend stand schon fest: wir feiern! Und nicht einfach irgendwie jugendlich-primitiv mit Bier und Schnaps, sondern so nüchtern, lustig und glücklich, wie nur Kinder es vermögen: im Kinderparadies des Puschkinskij-Einkaufszentrums!Neben einem 4-Spieler-Pacman, 1-on-1-Tetris auf Großbildschirm, Airhockey, digitalem Schießsport und vielen weiteren Attraktionen des Spaßhabens und Geldvergeudens haben wir es regelrecht krachen lassen.Doch jetzt muss ich kurz einen kleinen Sprung zurück zum Abendessen machen oder besser gesagt zu dem, was danach geschah: Da ich schon im Wohnheim gewesen bin und mich meiner Verpflichtungen und des Rucksacks entledigt hatte, beschloss ich zusammen mit unseren Mainzern noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Keine fünfzig Meter unterwegs wurden wir angesprochen, woher wir den kommen und was wir denn hier so treiben? Gerade als ich anfing zu erklären, dass wir für einen Monat hier sind und aus Deutschland kommen, um hier Russisch zu lernen, schlugt sich mein Gesprächsparnter, Schenja, mit dem Handrücken zweimal beifällig gegen die Seite seines Halses, wodurch er mich mächtig verunsicherte: "Er meint doch bitte nicht das, was ich denke, oder?!" Doch, genau das meinte er. Keine zwei Minuten unterhalten, hat er uns schon zum Saufen eingeladen! Gleichermaßen von Skepsis und Belustigung durchdrängt wies ich den mir suspekten jungen Mann, der bereits einen recht wangkenden Eindruck auf mich machte, erst mal ab; ich würde ihn sowieso nie wieder sehen und morgen würde er sich bestimmt nicht mehr an mich erinnern.Wir setzten unseren Spaziergang fort als wäre nichts gewesen, gingen in einen Buchladen, stöberten hier und da ein wenig und gingen weiter zum Puschkinskij. Dort angekommen warteten wir auf den Rest der Gruppe, der noch aus dem Wohnheim in die Stadtmitte kommen sollte. Derweil wollte ich noch ein Foto vom nahegelegenen Puschkintheater schießen und ging auf den Theaterplatz. Nach drei Fotos höre ich eine durchdringende Männerstimme meinen Namen rufen. Da stand er mit seinen Kumpels: Schenja, ins Hohlkreuz gereckt, während er mir aus Leibeskräften lauthals lachend entgegen schrie! Wir gingen auf einander zu und begrüßten und umarten uns, als hätten wir uns nach einer langen Zeit in alter Freundschaft wiedergefunden. Wir unterhielten uns ausgiebig und führten anschließend eine recht einseitige Diskussion über die gemeinsame Geschichte Deutscher und Russen (er sprach, ich hörte zu). Danach verabschiedeten wir uns ebenso herzlich, wie wir uns begrüßten und tauschten Nummern aus, um uns gegebenenfalls nochmal zu treffen. Mal sehen, was draus wird...Nächster Zeitsprung: inzwischen waren wir nach einem Abend, wie er reicher an Spaß, Scherzen und finanziellen Verlusten nicht sein kann (so schlimm war's gar nicht, was das Geld angeht ) , wieder zurück im Wohnheim. Ich holte bei der Wache meinen Zimmerschlüssel ab und wollte gerade auf mein Zimmer gehen, wo ich und meine Kommilitoninnen gemeinsam, wie sagte ich doch gleich, "jugendlich-primitiv" auf Julias Geburtstag anstoßen wollten, als ich abermals in ein Gespräch verwickelt wurde; diesmal von Maxim und Sergej, die mit uns unbedingt "Mafia" spielen wollten, und die ich mit Zustimmung aller großzügig auf mein Zimmer einlud.Wie sich herausstellte, war das Spiel "Mafia" nichts anderes als das, was wir bei uns als "Werwolf" bzw. "Mord in Palermo" bezeichnen. Das Spiel an sich war keine neue Erfahrung: das habe ja schon häufiger in Zeltlagern oder Gruppenstunden gespielt. Aber auf russisch? Mutmaßungen, Verdächtigungen und Spekulationen über geheimnisvolle "Morde" der Mafia anzustellen, war schon ein harter Brocken, doch wir haben uns durchaus gut verständigen könnnen und hatten einen Mordsspaß.Gegen 23 Uhr löste sich die Runde auf und jeder zog sich in sein Zimmer zurück; schließlich erwartete uns am nächsten Tag wieder der normale hiesige Alltag...Das war's mal wieder aus Osteuropa.Ich freue mich schon, euch von den kommenden Tagen zu berichten (vor allem am Wochenende soll es Interessantes geben!).Bis dahin grüße ich sehr herzlich aus dem sehr herbstlichen Kursk, Martin


Donnerstag, 08. September:


Die zwei Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland schienen auf meinen Rhytmus absolut keine Spuren mehr hinterlassen zu haben, als ich erneut vor dem Klingeln des Weckers, weiterer kulinarischer, grammatikalischer und lexikalischer Nahrung bedürftig, aufwachte.Wie in Omsk, habe ich auch hier den Eindruck, dass die Leute, mich eingeschlossen, erst miteinander warm werden müssen, bevor sie den Mut fassen voreinander zu sprechen und Fehler zu machen. Dieser Prozess scheint hier allerdings schneller vonstatten zu gehen.Wer sich leider ein bischen arg anstellt und nicht so richtig warm wird, sind die Österreicher, mit denen wir zusammen essen und nachmittags unterrichtet werden: ständig gibt es etwas zu bemängeln! Ob es um den Kurs geht, das Essen, den Tagesablauf, die Organisation, das Wohnheim, die Stadt, das Land, sie haben einfach an allem etwas auszusetzen, was anfangs die Laune von uns Deutschen ziemlich runterzog, inzwischen aber von allem mit einem Augenverdrehen abgetan wird.Im Unterricht machen wir große Fortschritte durch schnelles Tempo und große Lernbereitschaft. Wir, Mainzer und Germersheimer, befinden uns ziemlich auf demselben Niveau. Es gibt keinen, der allen unterliegt und genauso wenig jemanden, der alle übertrifft. Das ist der Unterrichtsatmosphäre und der Gruppendynamik natürlich sehr zuträglich! Vielleicht sogar genauso zuträglich, wie das leidenschaftliche Unterrichten unserer Dozenten, die meine Erwartungen voll und ganz erfüllen, und im Falle unserer Grammatikdozentin Maria, gar übertreffen. Maria spricht der deutlich und verständlich und benutzt häufig dieselben Wörter, sodass sich auch unbekanntes Vokabular überdurchschnittlich schnell einprägen kann. Bei ihr fällt es am leichtesten zu sprechen, gelingt es am ehesten fehler- und einwandfreie Sätze zu bilden und macht es am meisten Spaß.An Organisatorischem gibt es noch eine kleine Neuigkeit: die Registrierung bei der Miliz ist erfolgt und von nun an sind wir mit einer offiziellen Aufenthaltsgenehmigung (oder -bestätigung) im Lande. Diese Information ist für später noch einigermaßen relevant.Da mir mein Monatsausweis der Uni auf mysteriöse Weise abhanden kam, beantragte ich noch einen neuen, damit ich der Wache, die es übrigens an jedem öffentlichen Gebäufe oder Platz gibt, keine Ausreden mehr erzählen muss. Solangsam wurde es nämlich schwierig, Gründe zu finden, die ich noch nicht benutzt hatte, die aber dennoch plausibel klingen.Nach unserem Abendessen habe ich noch zusammen mit meinen germersheimer Kommilitoninnen einen Gang zum Puschkinskij unternommen, was uns tatsächlich noch etwas außergewöhnliches beschert hat: dank unserer Registration war es und möglich, Surfsticks zu kaufen und wieder Kontakt zur deutschen Zivilisation herzustellen! Nun haben wir zwei Surfsticks mit nicht allzu schneller Verbindung für neun Leute. Programme wie Skype funktionieren bei mir schlecht bis gar nicht, der Seitenaufruf nimmt jedes Mal fast eine ganze Minute (manchmal mehr) in Anspruch. Naja, immerhin besser als gar nichts...Den Abend haben wir gemeinsam auf meinem Zimmer verbracht, wo ich mit "meinen Mädels" einen Filmabend gemacht habe: die Schöne und das Biest auf russisch. Wem der Klang der Sprache gefällt, wird diesen Film lieben! Bewundernswert finde ich persönlich ja immer die Übersetzungen der Lieder in Versmaß und Reimform. Sehr gelungen!Wenn ich mich nicht täusche, haben wir noch einige dieser Abende vor uns; schließlich hat es uns allen sehr gefallen.Das wars auch schon wieder für den heutigen Tag. Die Mail ist wie erwartet kurz ausgefallen, aber das macht ja nichts. Ich muss euch ja nicht immer derart viel Zeit rauben, wie mit der letzten Mail aus Omsk. ;-) Liebe Grüße, Martin


Freitag, 10. September:


Nun, wie jeder Tag bisher, fing auch dieser mit dem Frühstück an, gefolgt von der ersten Stunde, in der wir unsere Vergleiche deutscher und Russischer Ausbildungssysteme fortsetzten. Von Wochenendfeeling bisher nicht die geringste Spur, aber das sollte sich in wenigen Stunden ändern. Die zweite Unterrichtseinheit führte uns weiter in die Katakomden russischer Verbalaspekte, in denen wir uns inzwischen schon recht heimisch fühlen und weitaus besser zurecht finden als zu Beginn des Kurses.Im kulturwissenschaftliche Unterricht machten wir Bekanntschaft mit historischen Größen Russlands. Von Ivan dem Schrecklichen über Katharina die Große, Lomonosov und Dal bis hin zu Michail Gorbatschov. Somit haben wir in der ersten Woche einen groben Überblick über Geschichte, historisch bedeutsame Namen und berühmte Gelehrte des Landes bekommen.Nach dem Mittagessen konnte ich mir dann meinen neuen Studentenausweis holen, meine Greencard, sozusagen, denn die Karte ist tatsächlich grün.Die Zeit zwischen Nachmittagsunterricht und Abendessen verbrachte ich diesmal in der Kafeteria zusammen mit Andrea, Romina und Christiane, drei meiner germersheimer Kommilitoninnen. Wir versuchten uns schonmal an den Aufgaben, die wir über das Wochenende erledigen sollten, da wir schon ahnten, dass dies die letzte Möglichkeit ist, das Arbeitspensum zu reduzieren bevor der Sonntag Abend kommt, über dem der bedrohliche Schatten des Montags hängt, und die Plackerei losgeht.Das Abendessen war diesmal etwas Besonderes. Nicht, dass es sonst nicht besonders genug wäre von A bis Z bedient zu werden und auch ja nicht Hand anlegen zu dürfen, wenn es um das Abräumen des Tisches geht, aber an diesem Freitag speisten wir nicht wie üblich in drei Tischgruppen, sondern bekamen an einer großen, runden Tafel Pelmeni serviert. Abgesehen davon lief alles wie immer. Das Essen wurde von unseren Innsbrucker Kommilitoninnen mit österreichischer Skepsis missbilligend beäugt, wir rollten kollektiv die Augen, wünschten uns einen guten Appetit und genossen die russische Spezialität in vollen Zügen bei genehmer und witziger Konversation unter unsrem Niveau (darf man ja auch mal machen ;-) ).Wir ließen den Tag alle gemeinsam (bis auf Verena, die es, wie am Donnerstag schon, die Privatsphäre und Einsamkeit ihres Zimmers zu genießen) wie schon zuvor mit einem kleinen Film ausklingen, oder eher gesagt mit einer Episode "Friends" auf Englisch (wir gestalten unseren Aufenthalt hier bemerkenswert multilingual).Gegen Mitternacht ging jeder auf sein Zimmer. Aufgrund ausbleibender Müdigkeitserscheinungen und der Tatsache, dass das Programm des folgenden Tages erst um 12 uhr beginnen sollte, beschloss ich meinen persönlichen Filmabend fortzusetzten, indem ich mir auf meinem Zimmer eine Dokumentation über den 2.WK (Die Schlachten um Kursk) ansah. End' vom Lied war, dass ich mit viel neuem Wissen, Fassungslosigkeit und Müdigkeit gegen halb drei Uhr morgens einen eher unruhigen Schlaf fand...Wie es hier weitergeht, seht ihr in meinem nächsten Tagebucheintrag über die Exkursion zur orthodoxen Männerabtei Korennaja Pustyn' (коренная пустынь).Wie immer liebe Grüße an alle in der Heimat! Martin

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